Glaubt man einer heute veröffentlichten Umfrage des Instituts Ipsos, wird die Präsidentschaftswahl immer mehr zu einer klaren Angelegenheit für Nicolas Sarkozy. Im Vergleich zur letzten Umfrage des Instituts vor zwei Wochen erhält der UMP-Kandidat plus 3,5 Prozent (insgesamt 29,5), während Ségolène Royal (22) und François Bayrou (19) jeweils um drei Prozent abnehmen. Im zweiten Wahlgang würden folglich Royal und Sarkozy aufeinander treffen. Gewann Sarkzoy dieses Duell vor zwei Wochen noch mit 52 zu 48 Prozent, bekommt er heute 54 Prozent zugeschrieben. Die Werte der Kandidaten im Einzelnen:
Oliver Besancenot: 4,5%
Marie-Georges Buffet: 2,5%
Gérard Schivardi: 0,5%
Francois Bayrou: 19,%
José Bové: 2,0%
Dominique Voynet: 1,5%
Philippe De Villiers: 1,0%
Ségolène Royal: 22,0%
Frédéric Nihous: 1,5%
Jean-Marie Le Pen: 14,0%
Arlette Laguiller: 2,0%
Nicolas Sarkozy: 29,5%
Vergangenen Donnerstag hat Azouz Begag, 2005 zum ministre délégué zur "Förderung der Chancengleichheit" ernannt, die Regierung von Premier de Villepin verlassen. Der Wirtschaftsprofessor und Schriftsteller mit algerischen Wurzeln "möchte sich wieder komplett frei äußern" können.
Das hat einen ganz praktischen Grund: Nächsten Mittwoch erscheint sein Buch "Ein Schaf in der Badewanne", das Begags zweijährige Regierungszeit schildert. Der Titel ist eine Anspielung auf ein Zitat Nicolas Sarkozys, der in Bezug auf das Schächten gemeint hatte, er möchte keine Republik, in der "Schafen in der Badewanne die Kehle durchgeschnitten wird".
Das Magazin Marianne hat vorab Auszüge veröffentlicht, die Begags schwierige Beziehung mit Ex-Innenminister Sarkozy beleuchten. Die Spannungen zwischen den Kollegen begannen während den Unruhen in den Banlieues im November 2005. Begag hatte öffentlich Sarkozys "kriegerische Semantik" und die Benutzung des Wortes "Pack" kritisiert.
Selbst der Sarkozy-freundliche Figaro zitierte den UMP-Kandidaten aus einer internen Sitzung mit "man müsste Begag mal beibringen das Maul zu halten". In einem Telefonat soll Sarkozy zu "Villepins Araber vom Dienst", wie Begag von Sarkozy-Vertrauten angeblich genannt wurde, gesagt haben: "Du bist ein Blödmann, ein illoyaler Saukerl. Ich werde dir das Maul stopfen."
Auf Begag, der seit Wochen die Kandidatur von François Bayrou unterstützt, soll Druck ausgeübt worden sein, damit das Buch erst nach der Präsidentschaftswahl erscheint.
Ende vergangener Woche angekündigt, stößt der contrat première chance (CPC) von Ségolène Royal auf immer breitere Kritik. Mit dem CPC sollen Unternehmen mit weniger als zehn Angestellten ein Jahr lang Jugendliche einstellen, die quasi vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind. Die Gesamtkosten, etwa 1000 Euro monatlich, sollen die Regionen tragen.
Royals Umfeld hatte mit dem CPC in der Endphase des Wahlkampfs eine unkonventionelle Maßnahme aus dem Hut zaubern wollen, doch ist eher das Gegenteil eingetreten. Die in der Tat unglückliche Namensgebung erinnert sehr an den CPE, gegen den letztes Frühjahr Millionen Franzosen demonstriert hatten.
Die Initiatorin des CPC, die Soziologin Dominique Méda, hatte Ende der Woche den Auftrag, zu retten was noch zu retten ist. Der CPC "ist kein linker CPE", überhaupt sei es viel angebrachter, "statt von einem Vertrag von einer Abmachung" zu reden. Jedes in Frage kommende Unternehmen solle nur einen Jugendlichen per CPC anstellen können. 60 Prozent der Arbeitszeit solle der Jugendliche im Betrieb verbringen, die restliche Zeit mit einem Tutor. Nach einem Jahr soll der Jugendliche dann eine klassische Ausbildung anhängen können. Kündigt der Arbeitgeber vor Ablauf des ersten Jahres, müsse er alle erhaltenen Finanzhilfen zurückerstatten. Was passiert, wenn er nach dem ersten Jahr kündigt, wusste Méda nicht zu beantworten.
Auch über die geplante Zahl an CPCs gibt es unterschiedliche Angaben: Méda rechnet mit 80000, Royal redete von 190000 Plätzen. Die UMP wirft der PS deshalb widersprüchliche Angaben über das Projekt vor. François Bayrou kritisiert die massiven Ausgaben, Olivier Besancenot zieht Vergleiche zum CPE.