Présidentielle 2007

Ein Blog über den französischen Präsidentschaftswahlkampf

Französische Präsidentschaftswahl
Dienstag, 03. April 2007

Gérard Schivardi, Kandidat der Partei der Arbeiter

Viel weiß man nicht über Gérard Schivardi und seine "Partei der Arbeiter". Der Bürgermeister der knapp 400 Einwohner zählenden Kommune Mailhac ist zusammen mit dem Kandidat der Jäger und Angler, Frédéric Nihous, der große Unbekannte dieser Präsidentschaftswahl. Seine trotskistische Parti des travailleurs gibt offiziell 6000 Mitglieder an. Kenner der linksextremen Szene gehen eher von 2000 Personen aus.

Ein wirkliches Programm hat Schivardi nicht. In Umfragen liegt er, wenn überhaupt, bei 0,5 Prozent. All diese Umstände tragen dazu bei, dass beispielsweise das Journal du Dimanche von einem "mysteriösen Kandidaten einer mysteriösen Partei" spricht. Wie kommt es aber, dass ein scheinbar marginaler, vorher wohl nur Spezialisten bekannter Mann ohne Probleme die zur Kandidatur benötigten 500 Unterschriften bekommen hat?

Dieser scheinbare Widerspruch lässt sich anhand einer Kontroverse auflösen, die im Endeffekt wohl Schivardis bisher größte Medienpräsenz bedeutet hat. Der 56-Jährige hatte mit dem Untertitel "Der Kandidat der Bürgermeister" auf seinen Wahlplaketen geworben, wogegen die Vereinigung der französischen Bürgermeister Klage einreichte. Ein Gericht entschied, dass Schivardi nicht behaupten kann, alle Bürgermeister zu respräsentieren und deshalb alle Plakete mit dem entsprechenden Slogan eingestampft werden müssen. Der Neudruck mit dem Untertitel "Kandidat der trotskistischen Bürgermeister" kostet nach Schivardis Angaben 300000 Euro. Geld, das er nun per Kollekte am Ende seiner Wahlkampfveranstaltungen sammeln will. Am Wochenende kursierten in der Presse Fotos von Anhängern, die in roten Fahnen Scheine entgegennahmen.

Schivardis wenige bekannte Vorschläge sollen besonders die Position der Bürgermeister stärken. Er spricht sich gegen die Zusammenlegung von Gemeinden zu intercommunalités aus, eine im Zuge der Dezentralisierung Frankreichs verbreitete Praxis, die die Anzahl der immer noch über 36000 Kommunen verringern soll. Zusammen mit Aimé Savy des Mouvement républicain et citoyen (MRC), dessen bekannteste Figur der Ex-Sozialist Jean-Pierre Chevènement ist, und Daniel Gluckstein (PT) gründete Schivardi 2004 die "Nationale Konferenz zur Verteidung der Kommunen und des öffentlichen Dienstes".

Gluckstein, der bei der Präsidentschaftswahl 2002 0,47 Prozent der Stimmen bekam und heute Schivardis Wahlkampfdirektor ist, soll seinen Kandidaten erst kürzlich "einen Nachmittag lang über die extreme Linke in Frankreich" und das Wesen der Parti des travailleurs aufgeklärt haben. Angeblich habe Schivardi bis vor kurzem nicht gewusst, Mitglied einer trotskistischen Vereinigung zu sein.

Die "laizistische Republik", eine den meisten Franzosen heilige Errungenschaft der dritten Republik, möchte Schivardi "verteidigen". Anscheinend spielt er damit auf die Abschaffung des von Sarkozy 2003 initierten "Französischen Rat des muslimischen Glaubens" an. Das staatliche Gremium soll dem Islam in Frankreich eine transparente Struktur verleihen und extremistische Tendenzen im Keim ersticken soll.

Desweiteren spricht sich Schivardi für eine Renationalisierung großer französischer Firmen wie Airbus, Total und der Werften aus. Schivardi verurteilt außerdem alle Formen zentralistischer Machtkonzentrierung. Somit erscheint der angestrebte EU-Austritt nur konsequent.


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