Présidentielle 2007

Ein Blog über den französischen Präsidentschaftswahlkampf

Französische Präsidentschaftswahl
Donnerstag, 12. April 2007

Kandidaten-Clips: cool bis dramatisierend, amateurhaft bis professionell

Diesen Montag begann die offizielle Kampagne, während der in den öffentlich-rechtlichen Medien die Wahlkampfspots der zwölf Kandidaten ausgestrahlt werden (siehe auch Beitrag vom 9. April). Für den am politischen Geschehen Interessierten halten die ein- bis fünfminütigen Videos gewöhnlich keine Überraschungen bereit. Vielmehr sollen zu teilweise besten Sendezeiten vor allem diejenigen erreicht werden, die sich nicht unbedingt aktiv über die Kandidaten der Präsidentschaftswahlen und deren Programme informieren. Gerade für die kleineren Kandidaten ist dies also eine gute Plattform, sich einem breiten Publikum zu präsentieren.

Umso mehr enttäuscht die Qualität der ersten Serie der Spots. Gérard Schivardi zum Beispiel, wenn er Glück hat in Umfragen bei einem Prozent liegend, hat sich als Drehort für den Platz der Repubik in Paris entschieden. Zum Lärm einer der größten Verkehrsadern in Paris kommt noch Schivardis südlicher Akzent hinzu, so dass seine Ansprache fast unverständlich ist. Besonders sympathisch kommt er auch sonst nicht rüber: Die Kamera filmt aus einer angedeuteten Froschposition einen bedrohlich wirkenden, die Augen zusammenkneifenden Kandidaten.

Der andere große Unbekannte dieser Wahl, Frédéric Nihous, hat sich wie etwa auch José Bové für einen Spot in Interviewform entschieden. Auf die eher belanglosen Fragen antwortet der Kandidat der Jäger und Angler jedoch ausführlich und überzeugend. Vor einem idyllischen Waldhintergrund hinterlässt Nihous so einen souveränen Eindruck. Was man erstaunlicherweise noch nicht einmal von allen etablierten Kandidaten behaupten kann.

Ségolène Royal scheint sich vor der Kamera nicht sehr wohl zu fühlen. Mehrfach scheint sie hinter die Kamera auf einen Teleprompter zu linsen. Das Bild wechselt nur zwischen zwei etwas bizarr anmutenden Einstellungen, einem Porträt und einer halben Profilaufnahme, die Royal in die Bildmitte platziert. Royals Ansprache endet mit einem kraftlosen "Es lebe die Republik, es lebe Frankreich", das dem Pathos der Formel nicht gerecht wird.

Dieses Pathos findet man dafür umso mehr bei ihrem großen Rivalen Nicolas Sarkozy, der es auch bei den Kandidatenvideos versteht, sich von seinen Konkurrenten abzusetzen. Zu Beginn seines Clip wird das Wort "zusammen" eingeblendet, um den Kandidaten dann dutzendfach, mit dramatischer Musik unterlegt, beim Hände schütteln und bisous verteilen zu zeigen. Einer sehr knappen Ansprache folgt Sarkozys Slogan: "Zusammen kann alles möglich werden."

Eher unkonventionell präsentieren sich Olivier Besancenot und Marie-George Buffet. Ersterer beginnt sein Video mit Reggae-Klängen, um anschließend in einer Fabrik, die Hände in den Hosentaschen, einen Überblick über sein Programm zu geben. Buffets Beitrag erinnert an einen Werbespot. Die Kandidatin der Kommunistin beginnt ebenfalls mit Musik, auf ihre Einschätzung der aktuellen Wirtschaftslage folgt eine Frauenstimme, die sagt, dass die "einzige nützliche Stimme diejenige ist, die Ihren [des Wählers] Interessen Gewicht verleiht."

Dominique Voynet, die Kandidatin der Grünen, beginnt ihren Spot mit einer Großaufnahme der Erde. Zu dramatischer Musik erinnert sie an das UNO-Protokoll von Rio, den Rekordsommer 2003 und die verschiedenen Unwetter in den vergangen Jahren, um dann den moralischen Zeigefinger zu heben: "Was sagen Sie, wenn ihr Kind in 15 Jahren fragt: Du wusstest es? Und du hast nichts getan?" Die Grüne ist die einzige, deren Spot in Gebärdensprache überstetzt ist. Sie bedauert, dass sich die großen Kandidaten trotz ihrer Unterschrift unter den pacte écologique von Nicolas Hulot (siehe Artikel 1. April) nicht wirklich für die Umwelt interessierten und stellt klar: "Man wird keine ökologische Politik ohne die Ökologen betreiben."

Mit seinem neuesten Unterstützer präsentiert sich José Bové. Der Fernsehmoderator Karl Zéro stellt dem Altermondialisten knappe Fragen, die Bové in seinem Büro oder spazierend beantwortet. Mehrere Bosé-Wähler erklären, was sie an ihrem Favoriten schätzen. Der Spot endet mit dem Wortspiel "Osez Bové" (Wagen Sie Bové).

Auch die Gattung "klassisch und schlicht" mit dem Video als reiner Ansprache kommt nicht zu kurz. Arlette Laguiller, Kandidatin der trotskistischen Lutte ouvrière, adressiert sich vor dem Hintergrund einer Privat-Bibliothek an die "Arbeiterinnen und Arbeiter".

Jean-Marie Le Pen von der Front national verkündet, vor einem Bluescreen an einem Schreibtisch sitzend und an einen Nachrichtensprecher erinnernd, dass "die offiziellen Statistiken gefälscht" seien, wie etwa die Arbeitslosenzahlen. Im Gegensatz zu den anderen Präsidentschaftsanwärtern sei er der "Kandidat der Wahrheit".

Philippe de Villiers, der Präsident des Mouvement pour la France, verurteilt gut gebräunt Kommunitarismus, Polygamie und Sonderregelungen für Muslime, wie etwa besondere Menüs in Kantinen und Frauentage in Schwimmbädern.


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