Dominique Voynet, Kandidatin der Grünen
Die Umfragewerte von ein bis zwei Prozent der Grünen-Kandidatin Dominique Voynet mögen erstaunen, denn nie waren Umweltfragen in einem französischen Wahlkampf so präsent wie dieses Jahr. Beide Phänomene - die geringen Umfragewerte Voynets und die Sensibilisierung für Umweltfragen - kann man sicherlich zu einem Großteil Nicolas Hulot zuschreiben.
Der populäre Moderator einer Natur-Doku-Sendung hatte Ende letzten Jahres laut über eine Kandidatur zur Präsidentschaftswahl nachgedacht, in Umfragen bekam er gleich bis zu zwölf Prozent der Stimmen. Diese Popularität nutzte Hulot anschließend geschickt, um reihum die wichtigsten Kandidaten seinen pacte écologique unterschreiben zu lassen, mit dem sich die Kandidaten im Falle ihrer Wahl zu bestimmten Maßnahmen verpflichten, wie der Ernennung eines Vize-Premiers, der gleichzeitig Umweltminister ist (siehe Artikel vom 1. April). Als François Bayrou, Ségolène Royal und Nicolas Sarkozy ihre Signatur unter das Papier gesetzt hatten, zog Hulot seine Kandidatur zurück.
Nicht wenige denken, dass eine spezielle Kandidatur eines Ökologen nicht mehr nötig ist, jetzt, da Umweltpolitik zum Konsensthema geworden ist und alle aussichtsreichen Kandidaten ihre Programme um entsprechende Maßnahmen ergänzt haben. Dazu kommt, dass sich Voynet klar links sieht, was in Frankreich im Gegensatz zu Deutschland bei den Grünen nicht immer der Fall war. Mit Royal gibt es jedoch schon eine Kandidatin, die das Etikett "links" trägt und in Umweltangelegenheiten glaubwürdig erscheint. Unter François Mitterand war die PS-Kanidatin Umweltministerin.
Die Devise "weder links noch rechts" legten die französischen Grünen erst 1993 beiseite, neun Jahr nach ihrer Gründung. Das bewegte zum Beispiel den Grünen-Präsidentschaftskandidaten von 1988, Antoine Waechter, dazu, eine eigene ökologische Bewegung ohne Zuordnung zu einem politische Lager zu gründen. Währenddessen vertreten die verbliebenen Grünen die Auffassung, Umweltpolitik könne man nicht betreiben, ohne den Verursacher, in ihren Augen der liberale Kapitalismus, zu kritisieren.
Links von Voynet macht der Grünen ein weiterer Kandidat Konkurrenz. In José Bové sehen viele vor allem einen Mann der Tat, da er jedermann bestens durch seine Verwüstungen von Genmaisfeldern bekannt ist. Der Kampf gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel ist auch für Voynet eine Priorität. Letzten Freitag änderte die Grüne kurzfristig ihren Terminplan, um im Baskenland Aktivisten zur Seite zu stehen, die die Büros eines Genmais-Produzenten besetzten. Damit landete Voynet einen kleinen Coup, denn von den zwölf Kandidaten hatten nur Olivier Besancenot und Bové überhaupt mit einer Stellungnahme reagiert.
Nichtsdestotrotz ist Voynet selbst im eigenen Lager umstritten. Der linke Flügel der Grünen unterstützt offen Bové. Von Noël Mamère, der 2002 mit 5,25 Prozent das bisher beste grüne Resultat bei einer Präsidentschaftswahl erzielt hatte, muss sich Voynet über die Medien vorgetragene Kritik gefallen lassen. Voynet hatte in einer Wahlkampfbroschüre Zitate von Nicolas Hulot platziert, in denen er ihr "Beharrlichkeit und Mut" bescheinigt. Mamère fand es "bestürzend, dass Madame Voynet den Ritterschlag von Nicolas Hulot sucht". Denn für Mamère ist Hulot durch die Schaffung des Konsensthemas Umwelt verantwortlich für die schlechten Umfragewerte Voynets.
Als Hulot merkte, dass die großen Kandidaten nach der Unterzeichnung seines pacte écologique das Kapitel Umwelt zu den Akten gelegt zu haben schienen, organisierte er in Paris einen Aktionstag (siehe Beitrag vom 1. April). Kurz darauf begleitete er Voynet im Wahlkampf - aber eben auch Bové.
All der Gegenwind fordert Voynet Hartnäckigkeit ab. Schon mehrfach hat sie gezeigt, dass sie sich nicht auf die Füße treten lässt. Auf Mamères Kritik antwortete sie per Radio-Interview mit "einem herzlichen Dankeschön für den Diskussionsbeitrag", auf einem Podium des Frauen-Magazins Elle kritisierte sie die geringe Berichterstattung über die Präsidentschaftswahl und speziell über ihre Kandidatur als Frau. Zu Gast bei der Jägervereinigung stellte Voynet klar, dass sie "nicht zum Bauchtanz gekommen" sei, sprich nicht den Jägern nach dem Mund reden werde, wie das andere Kandidaten getan hatten. Spätestens seit diesem Ereignis ist die Grünen-Kandidatin im Visier der Jäger-und- Angler-Partei Chasse Pêche Nature Traditions, deren Kandidat Frédéric Nihous die Grünen wegen ihrer Ablehnung der Jagd zu Intimfeinden erklärte.
Dieses Jahr laufen die Grünen Gefahr, ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Präsidentschaftswahl zu erzielen. Der erste ökologische Kandidat überhaupt, René Drumond, hatte 1974 1,32 Prozent erhalten, der erste Kandidat der grünen Partei bekam 1988 immerhin 3,78 Prozent. Dieses Jahr haben manche Grüne sogar erwogen, die Kandidatur Voynets zurückzuziehen, um bei einer eventuellen PS-geführten Regierung nicht die eigene Verhandlungsposition durch ein schlechtes Wahlergebnis zu schwächen. Voynet ist sich der Gefahr eines schlechten Abschneidens auch sehr bewusst: "Wenn wir kein gutes Ergebnis erzielen, sind Umweltfragen die nächsten fünf Jahre kein Thema."
Der populäre Moderator einer Natur-Doku-Sendung hatte Ende letzten Jahres laut über eine Kandidatur zur Präsidentschaftswahl nachgedacht, in Umfragen bekam er gleich bis zu zwölf Prozent der Stimmen. Diese Popularität nutzte Hulot anschließend geschickt, um reihum die wichtigsten Kandidaten seinen pacte écologique unterschreiben zu lassen, mit dem sich die Kandidaten im Falle ihrer Wahl zu bestimmten Maßnahmen verpflichten, wie der Ernennung eines Vize-Premiers, der gleichzeitig Umweltminister ist (siehe Artikel vom 1. April). Als François Bayrou, Ségolène Royal und Nicolas Sarkozy ihre Signatur unter das Papier gesetzt hatten, zog Hulot seine Kandidatur zurück.
Nicht wenige denken, dass eine spezielle Kandidatur eines Ökologen nicht mehr nötig ist, jetzt, da Umweltpolitik zum Konsensthema geworden ist und alle aussichtsreichen Kandidaten ihre Programme um entsprechende Maßnahmen ergänzt haben. Dazu kommt, dass sich Voynet klar links sieht, was in Frankreich im Gegensatz zu Deutschland bei den Grünen nicht immer der Fall war. Mit Royal gibt es jedoch schon eine Kandidatin, die das Etikett "links" trägt und in Umweltangelegenheiten glaubwürdig erscheint. Unter François Mitterand war die PS-Kanidatin Umweltministerin.
Die Devise "weder links noch rechts" legten die französischen Grünen erst 1993 beiseite, neun Jahr nach ihrer Gründung. Das bewegte zum Beispiel den Grünen-Präsidentschaftskandidaten von 1988, Antoine Waechter, dazu, eine eigene ökologische Bewegung ohne Zuordnung zu einem politische Lager zu gründen. Währenddessen vertreten die verbliebenen Grünen die Auffassung, Umweltpolitik könne man nicht betreiben, ohne den Verursacher, in ihren Augen der liberale Kapitalismus, zu kritisieren.
Links von Voynet macht der Grünen ein weiterer Kandidat Konkurrenz. In José Bové sehen viele vor allem einen Mann der Tat, da er jedermann bestens durch seine Verwüstungen von Genmaisfeldern bekannt ist. Der Kampf gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel ist auch für Voynet eine Priorität. Letzten Freitag änderte die Grüne kurzfristig ihren Terminplan, um im Baskenland Aktivisten zur Seite zu stehen, die die Büros eines Genmais-Produzenten besetzten. Damit landete Voynet einen kleinen Coup, denn von den zwölf Kandidaten hatten nur Olivier Besancenot und Bové überhaupt mit einer Stellungnahme reagiert.
Nichtsdestotrotz ist Voynet selbst im eigenen Lager umstritten. Der linke Flügel der Grünen unterstützt offen Bové. Von Noël Mamère, der 2002 mit 5,25 Prozent das bisher beste grüne Resultat bei einer Präsidentschaftswahl erzielt hatte, muss sich Voynet über die Medien vorgetragene Kritik gefallen lassen. Voynet hatte in einer Wahlkampfbroschüre Zitate von Nicolas Hulot platziert, in denen er ihr "Beharrlichkeit und Mut" bescheinigt. Mamère fand es "bestürzend, dass Madame Voynet den Ritterschlag von Nicolas Hulot sucht". Denn für Mamère ist Hulot durch die Schaffung des Konsensthemas Umwelt verantwortlich für die schlechten Umfragewerte Voynets.
Als Hulot merkte, dass die großen Kandidaten nach der Unterzeichnung seines pacte écologique das Kapitel Umwelt zu den Akten gelegt zu haben schienen, organisierte er in Paris einen Aktionstag (siehe Beitrag vom 1. April). Kurz darauf begleitete er Voynet im Wahlkampf - aber eben auch Bové.
All der Gegenwind fordert Voynet Hartnäckigkeit ab. Schon mehrfach hat sie gezeigt, dass sie sich nicht auf die Füße treten lässt. Auf Mamères Kritik antwortete sie per Radio-Interview mit "einem herzlichen Dankeschön für den Diskussionsbeitrag", auf einem Podium des Frauen-Magazins Elle kritisierte sie die geringe Berichterstattung über die Präsidentschaftswahl und speziell über ihre Kandidatur als Frau. Zu Gast bei der Jägervereinigung stellte Voynet klar, dass sie "nicht zum Bauchtanz gekommen" sei, sprich nicht den Jägern nach dem Mund reden werde, wie das andere Kandidaten getan hatten. Spätestens seit diesem Ereignis ist die Grünen-Kandidatin im Visier der Jäger-und- Angler-Partei Chasse Pêche Nature Traditions, deren Kandidat Frédéric Nihous die Grünen wegen ihrer Ablehnung der Jagd zu Intimfeinden erklärte.
Dieses Jahr laufen die Grünen Gefahr, ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Präsidentschaftswahl zu erzielen. Der erste ökologische Kandidat überhaupt, René Drumond, hatte 1974 1,32 Prozent erhalten, der erste Kandidat der grünen Partei bekam 1988 immerhin 3,78 Prozent. Dieses Jahr haben manche Grüne sogar erwogen, die Kandidatur Voynets zurückzuziehen, um bei einer eventuellen PS-geführten Regierung nicht die eigene Verhandlungsposition durch ein schlechtes Wahlergebnis zu schwächen. Voynet ist sich der Gefahr eines schlechten Abschneidens auch sehr bewusst: "Wenn wir kein gutes Ergebnis erzielen, sind Umweltfragen die nächsten fünf Jahre kein Thema."