Présidentielle 2007

Ein Blog über den französischen Präsidentschaftswahlkampf

Französische Präsidentschaftswahl
Freitag, 20. April 2007

Frédéric Nihous, Kandidat der Jäger und Angler

Neben Gérard Schivardi ist Frédéric Nihous der andere große Unbekannte unter den zwölf Kandidaten. Seine Partei der Jäger und Angler wird gerne belächelt, aber aus genau diesem Grund wurde der vorher weitgehend unbekannte Nihous auch zum Kandidaten auserkoren. Der 39-Jährige passt mit seinen Universitätsabschlüssen in internationalem Wirtschaftsrecht sowie nationaler Verteidung und europäischer Sicherheit ganz und gar nicht in das Bild vom simpel gestrickten Hobbyjäger. Das diesjährige Programm von Chasse Pêche Nature Traditions (CPNT) widmet so auch nur eine von insgesamt 27 Seiten den Belangen der Jäger.

Nihous' Slogan trifft die Priorität des Kandidaten sehr gut: "Der ländliche Raum zuerst". Heutzutage werden alle Entscheidungen nur noch von Technokraten getroffen, sei es innerhalb der Parteien, auf nationaler oder auf europäischer Ebene, heißt es auf dem Internetauftritt von Nihous. Keiner kümmere sich um die einfachen Bedürfnisse der Menschen auf lokaler Ebene, örtliche Kulturen, Bräuche und Traditionen würden ignoriert. Deshalb gehe es vor allem darum, wieder ein Gleichgewicht zwischen Stadt und Land herzustellen.

Dies soll nach Vorstellung der CPNT mit Maßnahmen geschehen, die man sonst politisch links einordnet, wobei Nihous' Partei aber jede Etikettierung nach Lagern ablehnt. Konkret soll der öffentliche Dienst ausgebaut werden und dahin zurückkehren, wo er sich seit Jahren immer mehr zurückziehe. Mit öffentlicher Dienst ist die ganze Bandbreite an staatlichen Institutionen gemeint: Schulen, Krankenhäuser, die ehemalige Staatsbank und die police de proximité, die von der Regierung Jospin eingeführte, auf Bürgernähe und Prävention setzende Polizei.

Daneben setzt sich CPNT für landwirtschaftliche Produkte direkt vom Erzeuger ein. Wie es Chirac schon Anfang 2006 vorhatte (sein Projekt scheiterte am Widerstand auf EU-Ebene und besonders Deutschlands), schlägt Nihous eine Reduzierung der Mehrwertsteuer im Gaststättengewerbe auf 5,5 Prozent vor. Die Hygienestandards der Europäischen Union für die Lebensmittelproduktion werden als zu streng kritisiert, vor allem Bauern mit Freilufthaltung hätten Probleme, die Normen zu respektieren, die so im Endeffekt wie alle sonstigen Direktiven auch nur den Industrieproduzenten nützten, liest man auf Nihous' Internetseite.

Überhaupt ist Nihous, wie es sich mittlerweile nicht nur für die kleinen Kandidaten in Frankreich fast gehört, ein scharfer Kritiker der Europäischen Union. Er kritisiert die zunehmende "Standardisierung und Gleichmacherei", und schlägt im Gegenzug ein "Europa der Unterschiede" vor, das verschiedene Identitäten respektiere. Außerdem gehe es darum, dem "protektionistischen und ökologischen Wahnsinn der Europäischen Union drastisch ein Ende zu setzen".

Der Feind schlechthin der Jäger-und-Angler-Partei sind die Grünen, denen sie vorwerfen, die Ökologie ganz für sich allein zu beanspruchen und daraus eine Ideologie zu machen. Die Regierungsbeteiligung der Grünen unter Lionel Jospin von 1997 bis 2002 habe bei einer desaströsen Bilanz nur ihre Machtbesessenheit offenbart.

"Gewissen Umweltschutzorganisationen" will CPNT die "öffentlichen Geldhähne" abdrehen, ihre "Finanzen und Steuerbescheide" sollen genau kontrolliert werden. Wie fast alle Parteien möchte sich Chasse Pêche Nature Traditions für die Reduzierung der Treibhausgase und anderer Verschmutzungen einsetzen, stemmt sich aber bei den erneuerbaren Energien gegen Windräder, die "Umwelt und Fauna zerstören".


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