Présidentielle 2007

Ein Blog über den französischen Präsidentschaftswahlkampf

Französische Präsidentschaftswahl
Samstag, 21. April 2007

Übersee-Franzosen wählen schon heute

Einige Franzosen dürfen heute schon wählen, einen Tag vor dem Wahltermin: In den französischen Überseegebieten auf der anderen Seite des Atlantiks (Antillen und Französisch-Guyana) hat man sich dazu entschlossen, nicht wie 2002 bei Kenntnis des Wahlergebnisses auf dem europäischen Mutterland zu wählen.

Damals waren bei Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen um 20 Uhr Pariser Zeit die Wahllokale auf den Antillen noch vier Stunden geöffnet. Die sich ohnehin im Vergleich mit den Festlandfranzosen oft benachteiligt fühlenden Insulaner hatten das Gefühl, ihre Stimme habe kein Gewicht.
Natürlich dürfen heute Abend aber keine Ergebnisse von den betroffenen Überseegebieten veröffentlicht werden, nur die Wahlbeteiligung wird publik gemacht. Die betrug 2002 aber beispielsweise auf Martinique nur gut 35 Prozent.

Weit weg vom kontinentalen Frankreich ist es oft schwer, die Einwohner für das politische Geschehen im Mutterland zu interessieren. Auch wenn die großen Kandidaten alle zu Wahlkampfterminen auf mehreren Inseln im Atlantik waren, bei der Vielzahl von Überseegebieten gehen gezwungenermaßen einige leer aus. Wie Neu-Kaledonien, das gut 16000 Kilometer von Paris entfernt ist - einfach zu weit weg. Deshalb adressieren sich die Kandidaten vorzugsweise per Internet in Videobotschaften an die dortige Bevölkerung.

Wahlkampfmeetings, in France métropolitaine Großveranstaltungen mit zuletzt bis zu 20000 Menschen (Ségolène Royal in Toulouse), sehen auf den Inseln ein bisschen anders aus. Auf dem Sender France 2 konnte man ein UDF-Mitglied sehen, das in Badehose und mit Blumenkranz auf dem Kopf etwa 30 Personen erklärte, was es mit der Wahl auf sich hat und wer überhaupt der aktuelle Präsident Frankreichs ist. François Bayrou wurde vorgestellt mit den Worten: "Er hat zwar große Ohren, aber er ist trotzdem sehr nett."

Auch wenn der Wahlkampf also abseits vom französischen Festland pittoresker abläuft, darf man das Gewicht der Übersee-Franzosen nicht unterschätzen: Ingesamt leben dort über 2,5 Millionen Franzosen. Natürlich sind diese nicht alle wahlberechtigt oder in den Wählerlisten registriert. Trotzdem bleibt ein Stimmen-Paket übrig, das vor allem in der Stichwahl entscheidend sein könnte. 1974 beispielsweise schlug Valérie Giscard d'Estaing seinen Rivalen François Mitterrand nur mit gut 570000 Stimmen Unterschied.

Aber nicht nur in den französischen Überseegebieten, auch im Ausland gilt es, Stimmen zu erobern. 82000 im Ausland lebende Franzosen haben sich in die Wählerlisten eingeschrieben. Nicolas Sarkozy hielt eines seiner ersten Meetings nach seiner Kandidateninvestitur vor 1000 überwiegend jungen Franzosen in London, um zu signalisieren, dass er der Auswanderung von Hochqualifizierten entgegenzusteuern gedenke. Anlässlich ihrer Besuche bei Angela Merkel organisierten Sarkozy und Royal jeweils einen Wahlkampftermin in Berlin, wo 80000 Franzosen leben sollen.

In Australien wiederum leben gut 10000 Franzosen. Vor allem das wirtschaftlich florierende Perth zieht die Franzosen an. Aber auch in der australischen Großstadt spiegelt sich das generell geringe Interesse am Geschehen im Mutterland in den Wählerlisten wider: Von 5000 französischen Einwohnern sind nur gut 600 registriert und somit stimmberechtigt.


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