Présidentielle 2007

Ein Blog über den französischen Präsidentschaftswahlkampf

Französische Präsidentschaftswahl
Montag, 23. April 2007

Zwischenstand nach Auszählung von 60 Prozent der Stimmen

Die Tendenz der Hochrechnungen, die schon gegen 19 Uhr durchgesickert sind, hat sich bestätigt. Nicolas Sarkozy erreicht mit 30 Prozent fast sechs Punkte mehr als seine Rivalin bei der Stichwahl in zwei Wochen, die Sozialistin Ségolène Royal. François Bayrou bleibt, wie es seit Wochen alle Umfragen ergaben, der undankbare dritte Platz. Die vorläufigen Ergebnisse laut dem Innenministerium nach Auszählung von 63,52 Prozent der bis zu 44 472733 abgegebenen Stimmen:

Nicolas Sarkozy (UMP): 30,42%
Ségolène Royal (PS): 24,73%
François Bayrou (UDF): 18,33%
Jean-Marie Le Pen (FN): 11,34%
Olivier Besancenot (LCR): 4,38%
Philippe de Villiers (MPF): 2,55%
Marie-George Buffet (PCF): 1,90%
Dominique Voynet (Grüne): 1,56%
Frédéric Nihous (CPNT): 1,53%
Arlette Laguiller (LO): 1,48%
José Bové (Altermondialiste): 1,40%
Gérard Schivardi (PT): 0,38%

Auffallend sind die geringen Werte der "kleinen" Kandidaten, das strategische Wählen (vote utile, die nützliche Stimme) von aussichtsreichen Kandidaten scheint sich vor allem zu Gunsten von Royal durchgesetzt zu haben. Zum ersten Mal verliert Le Pen im Vergleich zur vorangegangen Präsidentschaftswahl, einige Wähler der Front Nationalscheinen auch "nützlich" gestimmt und sich für Sarkozy entschieden zu haben.

Jetzt geht es für Sarkozy und Royal darum, die Wähler der restlichen Kandidaten für sich zu gewinnen. Buffet und Voynet haben erwartungsgemäß sofort dazu aufgerufen, Royal zu wählen. Laguiller tat es ihnen gleich, obwohl die Trotskistin bei ihren fünf bisherigen Kandidaturen noch nie eine Empfehlung für die Stichwahl gegeben hatte. Und selbst Besancenot und Bové, scharfe Kritiker von Royal, die jegliche Regierungszusammenarbeit mit der Parti socialiste von vorneherein abgelehnt hatten, riefen unausgesprochen zur Wahl der PS-Kandidatin auf, indem sie die Stichwahl zum "Anti-Sarkozy-Referendum" erklärten.

Auf der rechten Seite des politischen Spektrums sieht die Situation ein bisschen anders aus. Sarkozy muss befürchten, schon einen Großteil der Protestwähler der Front national im ersten Wahlgang für sich gewonnen zu haben. Der harte Kern der überzeugten FN-Wählern könnte eine ungültige Stimme abgeben oder gar nicht erst zur Wahl gehen. Le Pen selbst jedenfalls will seine Wahlempfehlung am 1. Mai bekannt geben.

Alles dreht sich also um die gut sechs Millionen Wähler von Bayrou. Die Avancen der PS und der UMP begannen sofort nach den ersten Hochrechnungen, vor allem mit Sarkozys offizieller Stellungnahme zu den Ergebnissen um 20.30 Uhr. Bayrou hat noch keine Wahlempfehlung abgegeben, er würde damit ja auch seine Legitimation als dritte, unabhängige Kraft in Frage stellen. Aber vielleicht springt aus den Verhandlungen der beiden großen Parteien mit der UDF doch noch eine Wahlempfehlung für einen der beiden Kandidaten heraus.


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