Présidentielle 2007

Ein Blog über den französischen Präsidentschaftswahlkampf

Französische Präsidentschaftswahl
Mittwoch, 09. Mai 2007

Sarkozy: Kaum gewählt, schon Polemik um Luxus-Urlaub

Seinen Wahlsieg feierte Nicolas Sarkozy am Sonntagabend sehr ausgelassen: zuerst mit der traditionellen Triumphfahrt des neu gewählten Präsidenten in einer Peugeot-Limousine, eskortiert von Kamerateams auf Motorrädern; dann mit einer im Fernsehen übertragenen Ansprache vor UMP-Mitgliedern in einem Pariser Festsaal; anschließend mit einem Konzert vor 30000 Menschen auf der Place de la Concorde. Die Nacht verbrachte Sarkozy mit Familie und befreundeten Promis im Nobel-Restaurant Fouquet's auf den Champs-Elysées. Unter den Gästen war unter anderem Johnny Hallyday, der französische Altrocker. Dessen Frau verkündete am Montag im Radio, dass das Paar nach der Wahl Sarkozys und der geplanten Einführung eines Steuerhöchstsatzes von 50 Prozent zum 1. Januar 2008 von der Schweiz wieder nach Frankreich zurückkehren werde.

Die Schlüsselübergabe für den Elysée-Palast mit Jacques Chirac ist für den Nachmittag des 16. Mai vereinbart, dem allerletzten Tag von Chiracs Mandat. In der Vergangenheit verkürzte ein amtierender Präsident schon einmal sein Mandat um wenige Tage, um die unangenehme Koexistenz mit einem neu gewählten, in den Startlöchern steckenden Präsidenten zu verkürzen. Einige munkeln, Chirac koste jeden Tag in Freiheit aus, da ihn, zumindest wenn die Justiz nicht an ihrer Arbeit gehindert wird, mehrere Prozesse erwarten, unter anderem wegen gefälschten Abrechnungen mit fiktiven Angestellten.

Sarkozy jedenfalls hat sich dazu entschieden, vor seinem Amtsantritt noch einmal eine Woche Kraft zu tanken, die er in den kommenden fünf Jahren sicherlich gebrauchen kann. Ein legitimes Anliegen, zumal der zukünftige Präsident auch nicht die Organisation seiner Regierung vernachlässigte, wie man in den Nachrichten sehen konnte.

Seinen Urlaubsort hatte Sarkozy eigentlich geheim gehalten. Einige tippten auf Korsika, wo Sarkozy bei der Präsidentschaftswahl locker auf über 60 Prozent der Stimmen kam. Gestern kam dann heraus, dass der ehemalige Innenminister seinen Familienurlaub auf einer Luxus-Yacht vor Malta verbringt. Dessen Besitzer ist Vincent Bolloré, Chef einer Investmentgruppe, die besonders durch Beteiligungen in der Medienbranche bekannt ist. Aber nicht nur die Yacht bezahlt der Milliardär Bolloré seinem Freund Sarkozy und seinen Begleitern, sondern auch den Flug im Privatjet nach Malta. Der kostet laut Zeitungsinformationen noch einmal mindestens 100000 Euro.

Prompt werden Sarkozy seine schönsten Zitate zur "Rehabilitierung des Wertes Arbeit", und "den Frühaufstehern Frankreichs" um die Ohren geworfen. Als François Bayrou und Ségolène Royal sich vor dem ersten Wahlgang zu einem Gespräch trafen, meinte Sarkozy zu Besuch in einer Fabrik im industriellen Norden Frankreichs abfällig, dass seine beiden Konkurrenten "in einem Pariser Luxus-Hotel Politik machen", während er auf die Probleme der Arbeiter eingehe. Die Zeitung Libération widmet dem Skandälchen gleich ihre ersten drei Seiten und zieht Parallelen mit den Vorlieben von Silvio Berlusconi und Wladimir Putin. Für das Satireblatt Le Canard Enchaîné kommt Sarkozys Urlaub natürlich auch wie gerufen. Nach Kritik aus dem Lager der Sozialisten werden mittlerweile auch anonyme UMP-Politiker zitiert, die Sarkozy fehlendes Fingerspitzengefühl vorwerfen.

Derart in die Ecke gedrängt entschied der baldige Präsident, seinen Urlaub abrupt zu verkürzen: Aus ursprünglich zehn Tagen sind nun vier geworden. Morgen möchte Sarkozy wieder in Paris sein, um seinen Amtsantritt vorzubereiten.


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